Sonntag, 21. November 2010

Forever Young?!?


Normalerweise bin ich niemand, der sich im Blog über irgendwas das ihn aufregt mal ernsthaft auskotzt spricht. Aber heute mache ich da mal eine Ausnahme. Bei der Wahl jemandem ins Gesicht zu springen, den Ärger an mir selbst oder unbeteiligten Personen auszulassen entscheide ich mich jetzt spontan für einen kleinen Wutblogpost.

Man ist alt genug um ein Studium beendet zu haben, eine Wohnung zu besitzen und seit 10 Jahren sein eigenes Leben zu führen. Warum sind Eltern trotzdem in der Lage einen so auf die Palme zu bringen? Wieso können sie mit ein paar Sätzen alles worauf man gerade stolz ist oder woran man sich freut zerkleinern und zu Brennholz verarbeiten? Mal abgesehen davon, dass mein Vater die abartige Begabung hat mir grundsätzlich beim Essen Geschichten zu erzählen bei denen es mir übel wird, sind sie beide unglaublich geschickt darin mir klarzumachen dass ich einfach ALLES falsch mache. Dass niemals irgendwas das ich tue vollständig richtig sein kann.

Schon in der Schule musste meine beste Freundin und Klassenbeste immer dafür herhalten Schulnoten zu vergleichen. Das lief dann immer so: „Du hast eine 2? Was hat denn die ..... (Name der besagten Freundin)?“ Oder auch: „Eine 1? Was hat denn die ..... (Name derselben Freundin)?“ Gerne genommen auch: „Eine 1-? Was ist denn da schief gegangen? Warum ist das denn keine glatte 1?“ Eine wunderschöne Methode dem Kind jede Leistung zu zerstören, ihm das Gefühl zu geben nichts richtig machen zu können und nebenbei auch noch eine Freundschaft durch Wettbewerb zu belasten. War ich wirklich mal besser als sie (was eher selten vorkam) wurde selbst das nicht wahrgenommen oder gewürdigt.

Nach dem Abitur stolz endlich ausgezogen zu sein und eine eigene Wohnung zu haben wurde bei jedem Besuch der Eltern gemeckert: „Wie sieht´s denn hier aus? Ordnung ist aber anders!“ Und ein paarmal hat meine Mutter als ich von der Uni kam ungefragt meine Wohnung geputzt. Klingt nach einer praktischen Serviceleistung, war es aber nicht. Diese Geste sollte mir nur immer wieder das Gefühl geben, ich sei insuffizient, könne meinen eigenen Haushalt nicht führen. Selbst wenn ich etwas aufgeräumt oder frisch geputzt hatte war das nicht genug. Weil ich es nicht so gemacht hatte wie sie es getan hätte. Für die nächste Wohnung hatte sie Zutrittsverbot. Was sie nicht davon abgehalten hat über die angebliche Unordnung zu schimpfen.

Momentan bin ich durch den Umzug und die gesundheitlichen Umstände wieder öfter bei meinen Eltern und stelle mit Erschrecken fest: Es hat sich kaum was geändert. Egal ob es um mein Gewicht geht, um Geld, um Möbel, um Essenszeiten, um Ärger mit dem Vermieter, um Jobsuche, um Arztbesuche, um Reha, egal, alles wird kritisiert und klein geredet. Unablässig wird gefordert und das Gefühl des Versagens impliziert. Das höchste Lob in diesem Haus ist immer noch wenn gar nichts gesagt wird. Schade.

Ich liebe sie und ich bin dankbar für alles was sie für mich getan haben. Ich weiß sie geben sich Mühe und machen sich Sorgen.

Aber ich hoffe sehr, dass ich es bei meinen Kindern irgendwann anders, und wenn möglich besser mache.